Junges Leben im alten Schloss 2024



In den Ferien wurden zwei Ferienangebote durchgeführt.Das „Mitmach-Artenforschercamp“ fand vom 01.-05.Juli 2024 in Niederspree statt. Die 11 Jungen und Mädchen aus dem Landkreis Görlitz, Dresden und Meissen waren im Alter von 8 bis 12 Jahren. Die Teilnehmer konnten auf dem Gelände des Naturschutzzentrums Schloss Niederspree an gemeinsamen kleinen und großen Naturschutzprojekten arbeiten. So lernten sie, wie Fledermäuse jagen, wo sie schlafen und überwintern und warum sie streng geschützt sind. Die Kinder bauten gemeinsam Spaltenquartiere, die sie auf dem Gelände aufhängten. Nur kurze Zeit später konnten tatsächlich Zwergfledermäuse darin beobachtet werden. Da das Niederspreer Teichgebiet vor allem für seine Vielfalt an Lebensräumen und Wasservögeln bekannt ist, war der Artenschutz ein zentrales Thema. Daher besuchten die Teilnehmer gemeinsam die neue „Biodiversitätsausstellung“ und die Ausstellung „NEST“ im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. Alle nahmen Anregungen und Motivation für neue Naturschutzprojekte mit. Gemeinsam mit der Revierförsterin konnten die Kinder an einem Tag im Schutzgebiet Drahthosen entfernen, um die Verletzung von Wildtieren zu verhindern. Dabei hatten sie die Gelegenheit, das Teichgebiet mit dem Rad zu erkunden. Von Vogeltürmen aus konnten die vielen unterschiedlichen Vogelarten beobachtet und gezählt werden. Im Anschluss bauten die Kinder am Schloss ihr eigenes Vogelnest und staunten über die Fähigkeiten der Vögel, nur mit einem Schnabel so kunstvolle Nester bauen zu können.Auch die Kunst der Teichwirtschaft lernten die Kinder kennen. Mitarbeiter der Teichwirtschaft erläuterten den Jahresablauf an den Teichen, stellten die wichtigsten Fischarten vor, beschrieben die vielseitigen Herausforderungen durch Neozoen und Klimawandel und führten das Freischneiden der Uferzonen vor. Aber auch ihre handwerklichen Fähigkeiten durften die Kinder selbst unter Beweis stellen. Sie töpferten unter Anleitung der Kunstpädagogin G. Feuerriegel naturnahe Blätterschalen und eigene Kunstwerke. Das gemeinsame Kochen mit viel Gemüse und Kräutern aus der Natur gehört ebenso zum Programm. Dieses selbstgekochte Essen schmeckt, auch dank viel Bewegung und frischer Luft, auch den wählerischen Kindern. Natürlich konnte auch das Lagerfeuer mit Bratwürstchen nicht fehlen, denn die „Wildnis-Schule“ ist bei den Ferienangeboten der Naturschutzstation immer ein wichtiger Bestandteil. Die Kinder können sich im Feuermachen üben, Schnitzen lernen, Knotentechniken für kleine Bauprojekte ausprobieren und essbare Pflanzen suchen. Die „Mitmach-Artenforscher“-Woche wurde von den Kindern spontan genutzt, um ihr eigenes kleines Dorf im Wald zu errichten, mit Feuerstelle, Schlafhütte, Versammlungsplatz und Garten. Aber auch für die Tiere wurde gebaut: Ein Reptilien- und Amphibienhaufen in trockener, sonniger Lage, den die Zauneidechsen noch am selben Tag bezogen.
In den Herbstferien fand die „Handwerkswoche“ in Niederspree vom 07. bis 11. Oktober statt. Die Mädchen und Jungen kamen aus der näheren Umgebung und waren zwischen 8 und 13 Jahren alt. Trotz des zum Teil jungen Alters einiger Teilnehmer hatten wir uns zum Ziel gesetzt, das echte Handwerk zu vermitteln. Dafür ist es unserer Meinung nach essenziell, dass auch Kinder mit den funktionalen Werkzeugen arbeiten dürfen, auch wenn diese scharf, heiß oder schwer sind. Nur so können sie Erfolge haben und die Freude am Handwerk entdecken. Um Verletzungen zu vermeiden, stellten wir die professionelle Anleitung durch externe Handwerker und Künstler und ausreichend Betreuer sicher. Dank der Förderung konnten wir den Kindern viele unterschiedliche Materialien und Techniken vorstellen, die von den sehr motivierten Handwerkern vorgeführt wurden. Anhand einfacher Beispiele bearbeiteten die Kinder und Jugendlichen dann selbst ein Werkstück.
Auf dem Gelände des Naturschutzzentrums Niederspree konnten die Kinder bei schönstem Herbstwetter von der sächsischen Sensenmeisterin erlernen, wie man Sensen schärft, dengelt und natürlich zum Mähen benutzt. Die große Wiese wurden von 10 kleinen, fleißigen Sensenmännern und Sensenfrauen bearbeitet und der Stolz war allen anzusehen. Selbst kreativ wurden die Kinder beim Arbeiten mit Wildholz und stellten aus Naturmaterialien, verbunden mit Seilen oder Nägel, Hängeleitern, Hämmer, Kellen oder Schutzhütten her. Diese Materialien dienten auch dem Gemeinschaftsprojekt der Handwerkswoche: eine Waldmurmelbahn. Hier nutzen die Kinder neben Brettern und Leisten die verschiedensten Materialien und Techniken, um ihre gestalteten Ton-, Glas- und Holzmurmeln zwischen den Bäumen rollen zu lassen. Eine Künstlerin zeigte den Teilnehmern auch, wie man mit Linolplatten, Schnitzmessern und Farbe wunderschöne Linolschnitte herstellt. Dank der professionellen Anleitung konnten alle verschiedene, bunte Drucke mit nach Hause nehmen. Kreativ waren die Kinder auch beim Töpfern. Das Hauptthema der Arbeiten war „Insekten“, sodass große und kleine Käfer, Wespen, Ameisen und Schmetterlinge entstanden. Aber auch kleine Dosen, Teller und Würfel wurden gestaltet. Gleichzeitig rollten im Anschluss viele Murmeln über den Tisch, die später an der Murmelbahn eingesetzt werden sollten.
Dank der Förderung konnten wir auch einen erfahrenen Schmied gewinnen, der uns in einer traditionellen Schmiedewerkstatt das Schmiedehandwerk und die typischen Werkzeuge vorstellte. Ausgerüstet mit Lederschürze und Hammer konnten die Kinder dann zusammen mit dem Schmied einen Anhänger in Blattform herstellen. Sie mussten dafür Geschick und Kraft beweisen, was aber allen mit Hilfe des Schmieds gelang. Im Anschluss konnten die kleinen Schmiedemeister ihre Anhänger selbständig vergolden. Auch den spannenden Geschichten aus seiner Zeit als Schmied folgten die Kinder gebannt und genossen die gemütliche Atmosphäre in der kleinen Werkstatt mit offenem Feuer.Noch weitere Kunstwerke stellten die Teilnehmer beim Korbflechten her. Die frisch geernteten Weiden brachten zwei handwerklich begabte Senioren aus der Gegend von ihrem Grundstück mit. Sie leiteten die Kinder an, aus den Weiden Windspiele und Sterne zu flechten. Diese ausgewählten Beispiele waren auch für die jüngeren Kinder gut umsetzbar, sodass sie auch dieses Handwerk mit Erfolg und mehreren schönen Andenken kennenlernen konnten.
Neben den vielen Handwerksprojekten hatten die Kinder auch Zeit zum Spielen, Schnitzen und Basteln. Sie filzten kleine Tierfiguren, schnitzten Speere und Grillspieße, untersuchten die Tiere der umgebenden Wiesen und testeten die Murmelbahn. Auch in diesem Camp wurde gemeinsam Lagerfeuer gemacht, kleine Wanderungen zum Teich unternommen und die besondere Natur im Umfeld des Naturschutzzentrums erforscht.
Für alle Ferienangebote, aber auch für die Treffen der Freizeitgruppen, können wir auf sehr positive Rückmeldungen der Teilnehmer und Eltern verweisen. Die praktischen Aufgaben, umgesetzt mit echten Werkzeugen und Materialien und unter professioneller Anleitung, motivieren die Kinder und Jugendlichen. Sie übten auch ohne Druck und Noten ihre eigenen Fähigkeiten und arbeiteten geduldig an den unterschiedlichen Projekten. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit ist für alle Kinder, aber besonders für Jugendliche, sehr wichtig. Die Zusammenarbeit mit Förstern und Gebietsbetreuern ist daher auch für die Naturschutzarbeit mit Jugendlichen wichtig. Auf diese Weise verstehen sie, dass sie mit ihrem Engagement etwas bewirken können. Für den Lernprozess sind diese Faktoren der Freiwilligkeit, Selbstwirksamkeit, Sinnhaftigkeit und die gute Gemeinschaft eine Grundvoraussetzung. Wir sind daher stolz, dass alle Teilnehmer auch in der Zukunft an unseren Veranstaltungen teilnehmen und gern weiterlernen möchten. Auch für die Region waren die durchgeführten Angebote hilfreich. Sie unterstützen arbeitende Eltern durch sinnvolle und kostengünstige Kinderbetreuung in den Ferien und nach der Schule. Sie bringen neue Familien zusammen und fördern die soziale Gemeinschaft. Das sonst abgelegene Niederspree wird überregional bekannter und fördert so den Tourismus.Die Wertschätzung des Handwerks in der Gesellschaft soll durch derartige Angebote verbessert werden und Jugendliche wieder für eine Ausbildung in klassischen Handwerksberufen begeistert werden.


